Herr Hagemann – Französischlehrer
Was bereitet Ihnen Freude?
Unterwegs sein mit netten Menschen; Leben ohne Uhr; Überlisten der Technik; ein Nickerchen im Konferenzraum; gute Restaurants finden (siehe Beweis-Bild:)).
Mit was kann man Sie auf die Palme bringen?
Vorlaute, ungebetene verbale Auswürfe von Schülern unter 1,5 m.
Wie ist es Lehrer zu sein?
Speziell schön, wenn sich der Erfolg von Bemühungen nach vielen Jahren zeigt (wahrlich nicht nur in der Note des Abschlusses); interessant, weil auch die Lehrer an Waldorfschulen immer Neues lernen; Anstrengend, weil die Anforderungen immer höher werden und ebenso die Einsatzzeiten außerhalb des Klassenzimmers.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation bezüglich des Coronavirus um?
Ich betrachte diese Situation als Lernaufgabe, die mir gestellt wird. Jenseits aller Mühen, die die Corona-Zeit mit sich bringt, schafft sie eine gute Gelegenheit, über den Tellerrand hinauszublicken. Eine Zukunft mit vielen Fragezeichen zwingt zur Selbstreflexion, was positiv ist, solange es nicht um die eigene Existenz geht.
Wie gefällt Ihnen der Onlineunterricht? Was läuft besonders gut oder schlecht?
Die technischen Möglichkeiten des Onlineunterrichts finde ich faszinierend. Für einige Schüler ist es (hoffe ich zumindest) eine gute Möglichkeit, Dinge nochmal in Ruhe erklärt zu bekommen, ohne dabei vom Nachbarn genervt zu werden. Nicht wenige arbeiten auch erfreulich mit und dann ist eine gute Lernform gegeben. (…) In der einen oder anderen Stunde fühle ich mich allerdings auch wie ein Radio-Moderator, der seine Zuhörer zu unterhalten hat. Schade somit, dass einige hinter ihren Bildschirmen und Kopfhörern zu verschwinden scheinen. Altmodischer Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen.
Was machen Sie in ihrer Freizeit?
Städtetouren, gerne auch im eigenen Lande; Cineast und Wanderer; in Zeiten wie diesen (und nach einer anstrengenden Schulwoche) aber auch der Belletristik nicht abgeneigt.
An welchen Ort würden Sie gerne reisen?
Neufundland.
Was ist Ihr Lieblingsziel für den Urlaub?
Madeira & Schweden.
Warum Lehrer und warum Französisch?
Lehrer in der Vorstellung, in überschaubaren Zeiten viel Geld verdienen zu können – dabei ist es eher andersherum. Französisch, da ich lange Zeit in der Nähe von Frankreich wohnte und früh einen Schüleraustausch dorthin ermöglicht bekam.
Was ist das Schwierigste am Lehrersein?
Die richtige Balance vor einzelnen Klassen zu finden; Probleme nicht am Lehrer-Parkplatz abgeben zu können; lange Arbeitstage mit vielen Terminen und Verpflichtungen.
Was ist Ihre Meinung über die Schüler?
Eine bekömmliche Mischung aus schlauen, humorvollen, gut erzogenen Kindern und Jugendlichen. Ganz selten, dass mal ein fauler Apfel dabei ist. (Vereinzelt) schlechte Stunden oder auch mal ein Donnerwetter: dies ist am nächsten Tag von den Schülern vergeben und vergessen – ein wunderbarer Charakterzug!
Wie schaffen Sie es, immer so freundlich zu sein?
Bei Schülern, die schon größer sind als ich, geht das wie von selbst… Und im Ernst: Es würde mich mehr Überwindung kosten, unfreundlich zu sein – zudem gewinnt man leichter einen Zugang zu seinem Gesprächspartner.
Wohnen sie in einem Haus oder in einer Wohnung?
Haus in Erlangen? Bin ich Billionär? Aber für eine Wohnung hat es gereicht.
Haben Sie Haustiere? Wenn nein, welches würden Sie sich anschaffen?
Nein. Katze.
Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
Petrol.
Welches Sternzeichen haben Sie?
Fische.
Gibt es im Lehrerzimmer immer Kekse?
Hmmmm, ja. LECKER! (Was freitags noch da liegt, läuft am Montag in der Früh auf acht Beinchen davon:-)).
Welcher Typ von Schüler waren Sie zu Ihrer Schulzeit?
Teils etwas verpeilt, zugegeben. Konzentriert auf meine Lieblingsfächer und -lehrer. Und irgendwie vergesslich bei den Sport-Sachen.
Hatten Sie als Schüler ein Lieblingsfach, oder war es vielleicht schon immer Französisch?
Sprachen an sich (also auch Englisch); in der Kollegstufe sogar auch Mathe (dank eines geduldigen Lehrers).
Was haben Sie schon hundertmal gesagt und würden es hier gerne noch einmal loswerden?
Eine Weisheit, Meinung oder Zurechtweisung Schüler: Französisch ist wesentlich einfacher als Englisch; Kollegen am Vertretungsplan: ihr arbeitet nicht für mich, ich arbeite für euch.
Haben Sie geheime Talente?
Ja.
Was bedeutet für Sie Glück?
Die Einsicht, die sich gelegentlich wie ein Sonnenstrahl durch die Wolken schiebt, doch einige Wünsche von früher verwirklicht zu haben; Rückhalt durch Familie und Freunde; auf seinen beiden Füßen zu landen.
Ein exklusives Lehrerinterview mit Otto Hagemann – aufgeschrieben von Carlotta Murolo