Wie werde ich Waldorflehrer*in?

Hintergründe und Tipps zur Ausbildung

Wie in jeder anderen Schule, geht es in Waldorfschulen um die Vermittlung wissenschaftlich gesicherten Wissens und um Lernkompetenz. Dazu braucht es eine produktive pädagogische Atmosphäre, in der Gemeinschaftssinn, Kunst, Handwerk und Naturverbundenheit gefördert werden und die Kinder angstfrei lernen und sich wohlfühlen können.

Weil uns das besonders wichtig ist, wird hier und da das Missverständnis kolportiert, diese „Gelingensbedingungen“ seien ein reiner Selbstzweck, bei dem es nicht auf Leistung ankomme. Dem stellen wir einen Leistungsbegriff gegenüber, der vom Individuum ausgeht und nicht auf das Erreichen vorgegebener Standards reduziert ist. Gartenbau, Kunst, Werken, Musik oder Schauspiel fordern nicht weniger Leistung als Mathematik, Deutsch, Naturwissenschaften, IT oder die Fremdsprachen, aber sie unterstützen das Lernen, indem sie das Spektrum erweitern und neben dem kognitiven Lernen auch die praktische und soziale Intelligenz entwickeln.

Deswegen brauchen wir Lehrer*innen, die ihr Wissen und ihre Kreativität einbringen. Die ihren Unterricht so gestalten, dass sie den Kindern und Jugendlichen viele Perspektiven eröffnen, die eine ganzheitliche Wahrnehmung ermöglichen und so Verstehen und Verständnis fördern. Die Interesse an der Einzigartigkeit eines jeden Kindes mitbringen, sodass sich die Schüler*innen „gesehen“ fühlen und sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können. Waldorflehrer*innen sind Impulsgeber, Mentor*innen, kritische Instanz und Begleiter*innen auf dem Weg durch die Schulzeit.

Wer sich tiefergehend informieren möchte, findet hier zahlreiche Flyer und Broschüren mit verschiedenen Inhalten rund um den Beruf Waldorflehrer*in.

Bei der Ausbildung zum Waldorflehrer*in gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, je nachdem, ob später eine Anstellung als Klassenlehrer*in, Fachlehrer*in oder als Fachkraft für die Oberstufe angestrebt wird.

Unsere Waldorf Lehrer*innen-Ausbildung

Lehrer*innen, die an einer Freien Waldorfschule unterrichten möchten, benötigen eine Qualifikation, die je nach Bundesland an unterschiedliche Voraussetzungen gebunden ist. Diese kann eine staatliche Lehrausbildung oder eine gleichwertige Ausbildung sein, wie sie unter anderem an Hochschulen und Waldorf-Seminaren durchgeführt wird. In jedem Falle sollte eine waldorfpädagogische Qualifikation, evtl. durch eine kurze Zusatzausbildung, angestrebt werden. Die Möglichkeiten, sich diese Qualifikation anzueignen, sind vielfältig. In Deutschland gibt es elf Waldorflehrer*innen-Seminare und mehr als 40 berufsbegleitende Ausbildungskurse. Einige der Lehrer*innenseminare sind als Hochschulen staatlich anerkannt, beispielsweise die Freie Hochschule Stuttgart und die Alanus-Hochschule in Alfter. Je nach beruflicher Vorbildung und persönlichen Möglichkeiten können angehende Waldorflehrer*innen zwischen verschiedenen Ausbildungsgängen wählen: Die Ausbildung kann als Vollzeit-Studium, in mehreren Blöcken, als Fernstudium oder berufsbegleitend absolviert werden.

An den Seminaren bestehen teilweise eigenständige Ausbildungsgänge zur Lehrkraft an Freien Waldorfschulen. Die Studiengänge unterscheiden sich stark voneinander. Bitte fordern Sie daher genauere Informationen direkt bei den Seminaren an.

Interaktive Karte Vollzeitseminare und Hochschulen

Linkliste Vollzeitseminare und Hochschulen

Linkliste Berufsbegleitende Seminare

Qualifizierte Berufseinführung

Immer mehr Waldorfschulen in Deutschland bieten ihren jungen Lehrer*innen eine verbindliche und intensive Berufseinführung. Ein begleiteter Start in die praktische pädagogische Arbeit ist bei den Waldorfschulen besonders wichtig, weil es kein Referendariat gibt. Der Bund der Freien Waldorfschulen verleiht ihnen dafür seit 2012 das Prädikat „Schule mit qualifizierter Berufseinführung“.

Für die Erteilung des Prädikats „qualifizierte Berufseinführung“ wurden folgende Parameter festgelegt:

  1. Die Schule hat namentlich benannte Einarbeitungsbeauftragte.
  2. Es gibt eine Einarbeitungsvereinbarung, die den Bedarf an Weiterbildungs- und speziellen Qualifizierungsmaßnahmen enthält. In besonderem Maße ist eine schriftliche Vereinbarung für die neuen Kolleg*innen vorzusehen, die beim Eintritt in die Schule noch keine Waldorfqualifikation erworben haben. Bei diesen ist Art und Umfang einer Fortbildung verbindlich festzulegen.
  3. Auf die Einarbeitungsvereinbarung, speziell die Waldorfqualifikation, ist im Anstellungsvertrag Bezug zu nehmen.
  4. Es wird eine Mindestanzahl von fünf Hospitationen im ersten Anstellungsjahr gewährleistet, und in der Einarbeitungsvereinbarung vereinbart (als empfohlener Wert war im Arbeitspapier die Zahl von zwölf Hospitationen genannt).
  5. Gegen Ende des Schuljahres erfolgt eine Lehrprobe pro Fach durch die Mentor*innen und den/die Einarbeitungsbeauftragte*n der Schule (auf Wunsch der Schule können auch die Ausbildungsbeauftragten der Region einbezogen werden). Auch diese ist in der Einarbeitungsvereinbarung festzuhalten.
  6. Grundsätzlich soll eine klare Trennung von Gehalt und Stundenzahl der Anfänger*innen vorgesehen werden.
  7. Die betreuenden Mentor*innen der Schule erhalten eine Entlastung.
  8. Die Schule erklärt sich bereit, die Evaluation der Einführung neuer Kolleg*innen durch die Ausbildungsbeauftragten durchführen zu lassen.

Zur Erlangung des Prädikats einer qualifizierten Berufseinführung beraten die regionalen Ausbildungsbeauftragten die Schulen und überprüfen am Ende, ob die Kriterien erfüllt sind, was auch durch eigene gleichwertige Maßnahmen der Schule erreicht werden kann. Die Grundlage der Kriterien bilden die auf einer Delegiertentagung im Jahr 2009 beschlossenen „Eckpunkte zur Berufseinführung“.

Auf diesem Wege wird für den jungen Lehrer*innen eine verlässliche Grundlage für ihren Berufseinstieg gesichert. Die jeweils aktualisierte Liste mit den Namen aller Schulen mit qualifizierter Berufseinführung wird an alle Lehrer*innen-Bildungsstätten des Bundes zum Aushang versandt.

Schulen, die sich nicht auf der Liste befinden, können durchaus auch eine gute Berufseinführung anbieten, weshalb sich Bewerber*innen darüber an der Schule ihrer Wahl selber informieren sollten.

Interaktive Karte

Liste der Schulen mit „qualifizierter Berufseinführung“

Waldorflehrer*innen-Bildung im Bologna-Prozess

Die Reform der Lehrer*innenbildung und die Neugestaltung des Bildungswesens zählen zu den aktuellen bildungspolitischen Herausforderungen in Deutschland. Der Umstellungsprozess der Studiengänge an den Hochschulen auf das Bachelor- und Mastersystem, der im Zuge der „Bologna-Reform” stattgefunden hat, soll Studienabschlüsse international vergleichbar machen – nicht zuletzt, um den Studierenden auch in anderen europäischen Ländern Beschäftigungsmöglichkeiten zu sichern.

Mehr dazu und eine Infobroschüre zum Download finden Sie hier.

Jede Stunde zählt – eine Kampagne des Bunds der Freien Waldorfschulen

Wie alle Schulen stehen auch Waldorfschulen vor der Herausforderung, neue Lehrkräfte zu gewinnen. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, ob das etwas für Sie ist?

Der Bund der Freien Waldorfschulen informiert aktuell mit einer ansprechenden Kampagne über den Beruf als Waldorf-Lehrkraft.

In kurzen Filmen erzählen Lehrer*innen von verschiedenen Schulen über ihre ganz persönliche Motivation, von ihren Zielen im Unterricht und von ihren Wegen in die Waldorfpädagogik. Wer sich davon selbst inspiriert fühlt, findet gleich alle wichtigen Informationen zu Aus- und Weiterbildung, für Neulinge und Seiteneinsteiger*innen.

Die Filme sind berührend und ansprechend – auch wenn Sie aktuell keinen Berufswechsel planen: www.jedestundezaehlt.de

Zudem finden Sie unter folgende Links weitere Informationen und Ausbildungsmöglichkeiten zur Waldorflehrkraft:

https://waldorfseminar-nordbayern.de

https://waldorfseminar.berlin/#mainsection

https://waldorf-bayern.de/waldorfpaedagogen

https://www.waldorflehrer-werden.de/