Die Stadt Erlangen unterstützt die Waldorfschule mit 4.000 Euro
Projekttage ‚Nachhaltiges Er-Leben‘ soll die Kinder sensibilisieren
Klimaerwärmung, Plastikflut, Öl- und Gas Krise – die Zukunftsaussichten für die nächsten Generationen sehen nicht gerade rosig aus. Umso wichtiger ist es, die jungen Menschen stetig zu sensibilisieren und sie für ein nachhaltigeres Leben zu begeistern. „In der letzten Schulwoche nur Filme zu schauen und die Zeit abzusitzen bis zu den Ferien, ist deshalb für uns keine Option“, erklärt die Initiatorin und engagierte Lehrerin Eva Gurlitt der Waldorfschule Erlangen. „Es gibt so viele Möglichkeiten für jeden, sich einzubringen, zu informieren und selbst etwas für die Umwelt zu tun. Wir wollen lebensnahen Unterricht bieten!“ Mit dem stolzen Zuschuss von 4.000 Euro der Stadt Erlangen legen sich die Lehrkräfte nun drei Tage lang für die Schüler*innen noch einmal richtig ins Zeug. „Wir sind der Stadt wirklich sehr dankbar und haben das Geld gut in Exkursionen und Experten investiert.“
Von Montag, den 25. bis Mittwoch, den 27. Juli 2022 finden nun die Projekttage ‚Nachhaltiges Er-Leben‘ an der zertifizierten Umwelt- und Nachhaltigkeitsschule, der Freien Waldorfschule Erlangen in Tennenlohe statt. Kochen, Kosmetik, Fashion, Technik – die Themen sind attraktiv, vielseitig und machen Lust auf mehr.
Die nächste Generation sensibilisieren
„Wer glaubt, hier an unserer Schule nur ‚Ökos‘ zu finden, die den ganzen Tag ihren Namen tanzen, täuscht sich gewaltig“, erklärt Englischlehrerin Eva Gurlitt lachend. Die Schüler*innen an der Waldorfschule in Erlangen sind aufgeweckte, interessierte Kinder und selbstbewusste Teens. Neben dem regulären Unterricht in Mathe, Englisch oder Geschichte, wird hier jedoch versucht, die Kinder realitätsnah auszubilden und auf die Zukunft vorzubereiten. Im Unterrichtsfach Gartenbau werden Beete bepflanzt, Tee, Salben und Kräuterbutter selbst hergestellt. Im Werken, ein Fach, das von der 6. bis zur 9. Klasse unterrichtet wird, stellen die Schüler*innen allerlei Nützliches wie etwa Kochlöffel, Holzschalen, Hocker und kleine Regale aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz her. Dies sind allerdings nicht die einzigen lebensnahen Praktiken an der Freien Waldorfschule Erlangen. In der Handarbeit wird gewebt und geschneidert und auch im so genannten Epochenunterricht spielt die Selbstwirksamkeit und das eigene Tun kontinuierlich eine große Rolle.
Eine Idee wird Realität
Die Initiatorin und Leiterin des Arbeitskreises Nachhaltigkeit Eva Gurlitt hatte die Ambition, die diesjährigen Projekttage für alle Schüler*innen unter das Motto Nachhaltigkeit, umweltbewusstes Leben und Naturnähe zu stellen. „Wir sind mit unserer Idee auf so viel Begeisterung und fruchtbaren Boden gestoßen und konnten sogar die Stadt Erlangen für unser Projekt gewinnen“, erklärt die engagierte Lehrerin. Der finanzielle Zuschuss der Stadt hilft nun, auch externe Spezialisten aus den unterschiedlichsten Bereichen zum Thema Nachhaltigkeit an die Freie Waldorfschule zu holen und Expeditionen zu sponsern. Für die Schüler*innen jeden Alters und mit den unterschiedlichen sozialen Hintergründen stehen so vielseitige, spannende und diverse Projekttage an. „Da ist wirklich für jedes Interesse etwas dabei“, verspricht Eva Gurlitt. „Egal ob Technikbegeisterte, naturverbundene Köche oder handwerklich Orientierte, wir haben einfach in alle Richtungen gedacht“, verrät die Lehrerin. Unser gemeinsames Brainstorming konnte Experten begeistern, zu uns zu kommen und wird unseren Schüler*innen sicher Spaß machen. Aber, ganz wichtig, es wird natürlich auch die eigene Erfahrung von Nachhaltigkeit hängenbleiben, durch die praktische Anwendung in den Projekten und das eigene Erleben! Und das finden wir ganz entscheidend und wichtig.“
Natur & Nachhaltigkeit erleben in der Unter- und Mittelstufe
Während sich die Jüngeren zum Erfahrungsfeld der Sinne aufmachen und dort Workshops zum Thema Klima und Plastik in den Meeren besuchen, gehen die Schüler*innen der fünften Klassen auf Exkursion, um mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken etwas über die Sandmagerrasenflächen und die natürliche Vielfalt zu lernen. In Eigeninitiative werden dann Insektenhotels für den Garten gebaut. Wie man aus Wildkräutern gesiedete Seifen, Salben und Rotöl herstellen kann und was der Aromagarten für Schätze bereithält, werden die Fünftklässler an den Projekttagen erfahren können.
Natürlich stehen die Müllvermeidung und Recycling ganz vorne, wenn es um Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht. Wie man plastikfrei leben kann und selbst Papier schöpft, erfahren die Kinder der 6. Klasse mit der Hilfe von Anne Mäusbacher von den Beach Cleanern.
Ganz praktisch werden die Projekttage für die diesjährigen siebten Klassen aussehen. Gemeinsam mit dem 3. Welt Laden in Erlangen wird Wolle gefärbt und in einem Workshop zu Fast Fashion verarbeitet, während sich die Parallelklasse mit nachhaltigen Rezepten und umweltbewusstem Kochen beschäftigt. Warum Handys so gar nicht nachhaltig sind, wie man mit alten Geräten sinnvoll umgehen kann und warum die Banane eine politische Pflanze ist, sind die Themen der achten Jahrgangsstufe. Zunächst werden die pflanzlichen Rohstoffe wie Banane und Schokolade im botanischen Garten inspiziert, bevor dann selbst mit Bananen-Shakes, Bananendünger und Schokolade experimentiert wird.
Nachhaltige Kosmetik oder Klimagerechtigkeit – Freie Projektwahl in der Oberstufe
Viele Themen für die Oberstufenschüler*innen sind altersgemäß und entsprechend anspruchsvoller. „Sie sollen deshalb natürlich nicht weniger Spaß machen und zum Entdecken einladen“, ist dem Team um Eva Gurlitt wichtig. „Wir konnten auch hier Klimaexperten von der Stadt Erlangen, Mitarbeiter der Jugendfarm und der Organisation Beach Cleaner oder von Blue Pingu gewinnen“, erklärt die Lehrerin stolz.
Wie kann man den Klimawandel verstehen? Ein Lehrbuch alleine ist für die wenigsten Schüler*innen interessant. Deshalb geht es in dieser Projektgruppe auch deutlich praktischer zu. Nachdem die Teens durch die sudanesische Klimaaktivistin Lina Yassin einen Einblick in die unübersehbaren, Menschenleben bedrohenden Auswirkungen des Klimawandels im globalen Süden erhalten haben, müssen sie im Climate Escape Game versuchen, selbst aus der Klimakrise zu gelangen. Und wer schafft es, ein eigenes Escape Game oder eine Kurzgeschichte zu kreieren? Spielerisch über Klimagerechtigkeit lernen können die Teilnehmer*innen des Weltspiels von und mit Tina Loehr von Blue Pingu.
Aber was wären Projekttage ohne regenerative Energien für Tech-Fans: Von den Erlanger Stadtwerken wurde der Energiekoffer lexSolar- NewEnergy Ready-to-go zum Selbst-Experimentieren zur Verfügung gestellt. Liegt das Interesse eher bei Fashion und Kosmetik, wird auch diese Leidenschaft bei den Projekttagen der Waldorfschule Erlangen nicht zu kurz kommen. Nach dem Input aus dem Film ‚The True Cost‘, können die interessierten Jugendlichen dann selbst Upcycling ausprobieren. Wie der Regenwald mit Kosmetik zusammenhängt und wie man ganz einfach seine eigene Kosmetik herstellt, erfahren die Teilnehmer*innen der Gruppe Nachhaltige Kosmetik nach einer Expedition in den Botanischen Garten. ‚Zehn Milliarden Menschen ernähren – wie kann jeder einzelne satt werden?’ Keine leichte Frage, doch im gemeinsamen nachhaltigen Kochprojekt werden die Schüler*innen eine Antwort bekommen. Wer ganz anders kreativ werden möchte, sollte sich für die Projektgruppe ‚Müll vermeiden, Plastikfrei Leben‘ entscheiden. Neben Input von den Beach Cleanern werden kreative Kunstobjekte aus Müll hergestellt.
Natürlich darf die Dokumentation eines solch großen Ereignisses nicht fehlen. Unter dem Motto ‚Öffentlichkeitsarbeit ist alles’, designt eine Gruppe aktivistische Plakate für das eigene Schulhaus, eine andere Mediengruppe wird die Projekttage in Film und Fotografie dokumentieren. So sollen die kreativen Outputs jeder einzelnen Gruppe festgehalten werden.
„Wir sind gespannt, was durch unsere Schüler*innen alles entstehen wird und freuen uns wirklich auf jedes einzelne Projekt! Jede Klasse wird ihre Ergebnisse, ihre Kreativität und ihr neu gewonnenes Wissen am Ende der Projekttage für den Rest der Schule am Mittwoch in einer gemeinsamen Ausstellung präsentieren. Denn Wissen ist Macht aber Wissen teilen ist noch mächtiger. Schließlich geht es um unsere eigene Zukunft“, schließt Eva Gurlitt.
Hintergrundinfo
Zertifizierte Umweltschule mit internationalem Nachhaltigkeitssiegel
Erst kürzlich erhielt die Waldorfschule Erlangen das Siegel Umweltschule in Europa und internationale Nachhaltigkeitsschule. Neben vielen kleinere Projekten sorgt nun auf dem Dach des Mittel- und Oberstufenbaus nach ausgetüftelter Planung der Schulgemeinschaft ein nachhaltiges Sonnenkraftwerk für die eigene Energiegewinnung. Im Zusammenhang mit der klimaschädlichen Gasheizung wurde dieses Jahr innerhalb der Schulgemeinschaft für die Kompensation bei MoorFutures geworben. Schnellst möglich soll hier aber ein moderneres, klimaneutrales Heizsystem eingebaut werden.
Schon die Jüngsten werden in und mit der Natur am Tennenloher Forst ausgebildet. Die Sensibilisierung und Liebe zur Umwelt wächst mit den Kindern und macht aus ihnen über die Jahre verantwortungsbewusste, nachhaltigere junge Menschen.
Haben wir Ihr Interesse an unserem interessanten Nachhaltigkeitsprojekt geweckt? Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne, um einen Termin bei uns auf dem Gelände zu vereinbaren. Blicken Sie den Schüler*innen selbst bei ihren Erfahrungen über die Schulter. Am Dienstag, 26. Juli 2022 werden die bildstärksten Projekte stattfinden.
Haben Sie keine Zeit, selbst vorbeizukommen? Wir können Ihnen bei Bedarf auch gerne Bildmaterial anliefern und stehen Ihnen natürlich gerne für weitere Fragen zum Projekt zur Verfügung.
Setzen Sie sich bitte ganz unkompliziert mit der Geschäftsführung oder dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeitin Verbindung.
Wir freuen uns, Sie bald persönlich auf unserem Schulgelände begrüßen zu dürfen!
Freie Waldorfschule Erlangen e.V.
Rudolf-Steiner-Str. 2
91058 Erlangen
Tel.: 09131-61 497 24
Fax: 09131-61 497 99