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Das Oberuferer Weihnachtsspiel

19. Dezember 2022, 8:00 Uhr bis 23. Dezember 2022, 13:00 Uhr

Alle Jahre wieder steht Weihnachten steht vor der Tür, und alle Jahre wieder damit auch das traditionelle Christgeburtsspiel an der Waldorfschule.

Diese alte, mittelalterliche Tradition, diese Nacht der Nächte nachzuspielen, hat die Waldorfschule fest in ihren Jahresablauf integriert, und sie tut dies mit einem sehr alten Text, der nach dem kleinen Ort Oberufer in der heutigen Slowakei benannt ist.

Schon seit vielen Jahrhunderten wird diese Geschichte um die Geburt des Heilands nachgespielt, und so war es auch bei den evangelischen Bauern und Handwerkern, die im 16. Jahrhundert aus Glaubensgründen ihr Dorf am Bodensee verließen und die Donau entlang nach Osten zogen, um sich dort in reformierten Dörfern niederzulassen. Die Menschen, die sich im Dorf Oberufer ansiedelten, hatten dieses Spiel mit in ihrem Gepäck.

Nur ein Mann im Dorf hatte jedoch ein Textbuch und kannte den ganzen Text auswendig, und ab dem Herbst jeden Jahres versammelte er seine Spieler, seine „Kumpanei“, um sich, und die lernte nun ihre Rollen und probte jeden Tag. Dieser „Lehrmaster“ hatte auch die Kostüme in seiner Obhut, die er an die Kumpanei ausgab, wenn sie dann von Dorf zu Dorf zog, um die Geschichte von Christi Geburt vorzuführen.

In den 1850er-Jahren dann kam der Wiener Sprach- und Literaturwissenschaftler Karl-Julius Schröer in die Gegend von Oberufer, der sich sehr für dieses Spiel interessierte und den Text schließlich abschrieb. Das war gut, denn etwas später brannte das Haus ab, in dem das Textbuch des „Lehrmaster“ und die Kostüme verwahrt wurden, und der „Lehrmaster“ selbst war gestorben. Doch es gab noch die Alten des Dorfes, die von früheren Aufführungen erzählen konnten. Und natürlich das Buch, das K.-J. Schröer abgeschrieben und später in die Buchhandlungen gebracht hatte. Es ist deshalb heute die Basis unseres Weihnachtsspiels.

Wieder viele Jahre später suchte der Gründer der Waldorfschulen, Rudolf Steiner, der in Wien bei K.-J. Schröer studiert hatte, nach einem Geschenk, das die Lehrer*innen der ersten Waldorfschule zu Weihnachten ihren Schüler*innen machen könnten. Es sollte etwas sein, was das Gemüt, was die Seele anspricht, etwas, was die Kinder zwar kennen, aber was sie trotzdem in den Bann zieht und woran sie sich als einen kleinen Schatz noch viele Jahre später erinnern würden. Es waren die Weihnachtsspiele, und eines davon, das mittlere, das Christgeburtsspiel, ist es, was jedes Jahr am letzten Tag vor den Weihnachtsferien von den Lehrer*innen für die Schüler*innen gespielt wird.

Das Oberufer Weihnachtsspiel ist in einen größeren Rahmen eingebettet: Ihm geht das Paradeisspiel voran, das an unserer Schule jedes Jahr von den Schüler*innen der elften Klassen einstudiert und vor dem Christgeburtsspiel aufgeführt wird. Es erzählt von der Erschaffung von Adam und Eva und ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Als drittes folgt das Dreikönigsspiel, das die Suche der drei weisen Könige nach dem neugeborenen Kind behandelt.

Das Christgeburtsspiel besteht eigentlich aus zwei Spielen: Zuerst die Geburt des Heilands, das eigentliche Christgeburtsspiel. Wir erleben im Zuschauen mit, wie seine Mutter die göttliche Botschaft durch den Engel Gabriel erhält: Du bist ausersehen unter allen Frauen, den Heiland zu gebären. Wir fühlen mit, wie Maria und Joseph auf der Suche nach einer Herberge durch die nächtliche Kälte Bethlehems irren, auf der Suche nach einer Unterkunft, und sei sie noch so bescheiden. Sie werden von den Wirten immer wieder abgewiesen, bis sich einer der schwangeren Frau und ihres Mannes erbarmt. Schließlich sind wir Zeugen der Geburt Jesu und auch der Freude Marias und Josephs.

Hier verlassen wir den Stall, gehen auf das freie Feld und treffen die Hirten: Es beginnt das Hirtenspiel. Die Hirten ziehen uns mitten in ihren Alltag und ihre Sorgen hinein: die Steuerschätzung, die Sorge um die Herde – sie ist die Existenzgrundlage der drei Brüder und ihrer Familien. Wenn der Wolf die Schafe holt, wäre das eine Katastrophe; Schuhe müssen repariert werden und das Vesperbrot wird ausgepackt, das die Ehefrau mitgegeben hat. Das ist eine Welt, die eher unserer heutigen Realität gleicht.

In diese sehr irdische Welt strahlt plötzlich etwas Göttliches, das den Alltag und seine Sorgen wegwischt, und hier verbindet sich die Geschichte um die Hirten mit der um die Geburt Jesu: Im Schlaf, im Traum erscheint ihnen ein Engel, verkündet ihnen die Geburt des Heilands und fordert sie auf, zu dem Stall in Bethlehem zu gehen und das Kind zu begrüßen und anzubeten. Sie verlassen ihre Herden – der Herrgott wird auf die Tiere schon aufpassen – und machen sich mit Geschenken auf den Weg, um das Kindlein aufzusuchen. Es ist die ewige Geschichte von der Liebe des Herrn zu seiner Schöpfung und dem großen Geschenk, das er ihr macht, die uns jedes Jahr und immer wieder beschäftigt und die wir uns immer wieder erzählen oder erzählen lassen – wie traditionell bei uns in der Schule.

Details

Beginn:
19. Dezember 2022, 8:00 Uhr
Ende:
23. Dezember 2022, 13:00 Uhr
Veranstaltung-Tags:

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Beginn:
19. Dezember 2022, 8:00 Uhr
Ende:
23. Dezember 2022, 13:00 Uhr
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