Malen, Zeichnen und Grafik begleiten die Waldorfschüler*innen nahezu in allen Fächern während der gesamten Schulzeit, alleine schon durch die Gestaltung ihrer Epochenhefte, der selbst erarbeiteten Schulbücher. Doch geht es hierbei nicht so sehr um das Ergebnis als um den Prozess, der das Erlernen der verschiedensten Fertigkeiten unterstützt. Erst in der Oberstufe ab der neunten Klasse werden die Fächer Zeichnen, Malen und grafisches Gestalten dann in die blockweise sich ablösenden künstlerisch-praktischen Fach-Epochen der Kunsterziehung aufgenommen. Zunächst beginnen die Schüler*innen mit Hell-Dunkel-Zeichnungen.
Meist wird mit Kohle gezeichnet, die Betonung liegt auf der Wahrnehmung von Licht- und Schattenverhältnissen sowie den Ausdrucksmöglichkeiten von Grautonwerten. Es gilt, den Reichtum der Nuancen von Weiß bis zu Tiefschwarz zu erkunden. So können Qualitäten wie Plastizität, Stofflichkeit, aber auch Atmosphäre zum Ausdruck gebracht werden.
Die in der Pubertät erlebten inneren, teilweise launischen, aber auch übersensiblen Gefühlsschwankungen entsprechen dabei den Hell-Dunkel-Kontrasten. Jedoch liegt zwischen Dunkelheit und Helligkeit die ganze Skala der verschiedenen Graustufen.
In der Hell-Dunkel-Zeichen-Epoche erhält so jeder Schüler die Möglichkeit, seinem Seelen- und Gefühlsleben Ausdruck zu verleihen, aber auch durch Graustufen zwischen dem Schwarz und dem Weiß ein ausgeglichenes Miteinander zu erschaffen. Die Schüler*innen lernen ganz nebenbei, sich auf dem Papier auszudrücken.