Der Waldorfabschluss an der Freien Waldorfschule Erlangen

Am Ende der zwölfjährigen Waldorfschulzeit steht der sogenannte Waldorfabschluss, dem dann einer der staatlichen Abschlüsse folgt. Hier bringen die Schüler*innen Kreativität, Erlerntes, Erlebtes und Gestaltungsfähigkeit aus der Schulzeit ein, die im Abitur oder der Mittleren Reife eine scheinbar eher untergeordnete Rolle spielen.

Der Waldorfabschluss an unserer Schule ruht auf drei Säulen: der Jahresarbeit, dem künstlerischen Abschluss und dem Zwölftklassspiel.

Die Jahresarbeit hat zum Ziel, die individuellen Fähigkeiten und Interessen der Schüler*innen zu fördern und diesen Ausdruck zu verleihen. Über einen längeren Zeitraum hinweg beschäftigt sich jede*r mit einem selbstgewählten Thema, legt Methoden der Erarbeitung fest und wendet sie an, sucht Lösungswege für sich eröffnende Fragestellungen, muss Ausdauer und auch Kreativität zeigen, das Zeitmanagement im Auge behalten, Ideen in die Praxis umsetzen und Verantwortung und Selbstständigkeit beweisen. Das Thema der Jahresarbeit und den Betreuer oder die Betreuerin aus dem Kollegium kann sich jede*r Oberstufenschüler*in frei wählen, ohne jedoch bereits während der vorangegangenen Schulzeit bearbeitete Themen wieder aufzugreifen. Der Abschluss der Arbeit besteht in einer öffentlichen Präsentation in Form einer Ausstellung sowie einem mündlichen Vortrag.

Der künstlerische Abschluss kann in den Bereichen Eurythmie oder Musik abgelegt werden.

Beim Eurythmieabschluss präsentieren die Schüler*innen die Essenz des in zwölf Jahren Erlernten in einer beeindruckenden Aufführung. In der Unterstufe setzt man vor allem die Hauptunterrichtsthemen mit der selbstverständlichen Freude an der Bewegung und den Nachahmungskräften in eurythmische, spielerische Bewegungsabläufe um. Schon in der Mittelstufe kommen anspruchsvollere räumliche und geometrische Formelemente dazu, die ebenfalls wieder viele Inhalte der verschiedenen Fächer leibhaftig erleben lassen. In der Oberstufe schließlich wird gezielt auf ein selbstständiges Erarbeiten von Gedichten, Texten und Musikstücken hingewirkt. Laut- und Tongebärden, Seelengesten und viele andere eurythmische Grundelemente werden in individueller Weise in choreographische und ausdrucksstarke Bewegungen umgesetzt und zu einem Ganzen zusammengefügt. Die folgende intensive Probenzeit in der 12. Klasse findet schließlich in einer öffentlichen Aufführung ihren beeindruckenden Abschluss. Aufführungsinhalte umfassen dabei einen breiten Kanon aus verschiedenen Texten, Märchen und Musikstücke von der Klassik bis in die Moderne.

Im Musikabschluss spiegelt sich das besondere Gewicht, das dem künstlerischen Tun und hier besonders dem Singen und Musizieren an unserer Schule zukommt. Sowohl als Teil des Haupt- oder Fremdsprachenunterrichts als auch im eigentlichen Musikunterricht begleitet die Musik die Schüler*innen durch ihre Schulzeit. Im künstlerischen Abschluss zeigen sie nun das zuvor Erarbeitete in vokalen und instrumentalen Beiträgen in einer öffentlichen Aufführung. Einbezogen werden sowohl Gruppenleistungen, wie das Musizieren im Chor oder im Orchester, als auch Einzeldarbietungen aus dem privaten Musikunterricht und dem Musikunterricht im 12. Schuljahr. Das Konzert kann durch Einführungsreferate ergänzt und um im Einzelfall abzusprechende Programmpunkte erweitert werden. Das musikalische Spektrum reicht bei den Aufführungen von der Klassik bis in die Moderne.

Das Zwölftklassspiel, oft ein moderneres Theaterstück, ist sichtbarer Ausdruck der sinnvollen, fruchtbaren Zusammenarbeit einer Klasse und für diese die letzte große gemeinschaftliche Herausforderung und Möglichkeit des gemeinsamen Wirkens. Das Theaterspiel fordert Teamfähigkeit und soziale Kompetenz und bietet zugleich Raum für die Entwicklung des „Ichs“ in Körpersprache und Ausdruck. Das Zwölftklassspiel wurde, unter anderem, schon wiederholt in einer öffentlichen Vorstellung am Erlanger Markgrafentheater im Rahmen der Schultheatertage aufgeführt.

Als Ausdruck wichtiger erworbener Kompetenzen, die von der Fähigkeit zu selbstständiger, kontinuierlicher und konzentrierter Beharrlichkeit bis hin zur Bereitschaft und Befähigung zu gemeinschaftlicher Arbeit für ein Ziel reichen, kann der Waldorfabschluss im späteren beruflichen Kontext, so beispielsweise in Bewerbungen, wertvolle Argumente liefern und zeigen, dass die Schüler*innen sehr viel mehr gelernt haben als den reinen Stoff.