Französisch

Weltsprache, Kultur, Historie und Landeskunde

Realitätsnaher Französisch-Unterricht schon für die Kleinen

Zwei Fremdsprachen schon in der Grundschule durch methodische Arbeit

Eine fremde Sprache kann von Kindern sehr gut nachgeahmt werden. Diese Nachahmungskräfte jedes Einzelnen werden durch die Gemeinschaft aller mitsprechenden Schüler*innen in einer Klasse noch gestärkt. Allerdings nimmt diese Fähigkeit mit dem zunehmenden Bewusstsein der jungen Menschen immer mehr ab. Deshalb beginnt der Fremdsprachenunterricht an der Waldorfschule bereits mit der ersten Klasse.

In den ersten beiden Schuljahren findet zunächst eine Schulung der Aussprache statt. Die Kinder erlernen die Fremdsprache mit ihren spezifischen Eigenheiten in Form von Reimen, Liedern, Sprüchen und kleinen Sätzen mittels chorischen Sprechens. Dabei verwenden die Schüler*innen nur kurze Sätze, um auch die Syntax, wie in der eigenen Muttersprache, gewohnheitsmäßig einzuüben. Dies nimmt dann im Laufe der Unterstufe immer mehr ab und das eigenständige Sprechen rückt in den Vordergrund.

Durch das lebendige Erzählen in der fremden Sprache wird das Kind mit in die unbekannte Welt der fremden Wörter hineingenommen. Hier lernt es sich tastend, suchend und forschend den einzelnen Wörtern anzunähern und ihre Bedeutung über das Wirken und das Erleben der Laute zu erfassen. Die Schüler*innen erarbeiten sich dabei ahnend nicht nur das bloße Vokabular, sondern auch den fremden Sprachgeist.

Das Schreiben in der französischen Sprache beginnt dann in der dritten Klasse. Es erfolgt zunächst durch Abschreiben, da uns Menschen auch hier das nachahmende Tun und die Gewohnheit am nächsten liegen. So werden die Schüler*innen an das selbstständige Ergreifen der Sprache in Wort und Schrift herangeführt.

Überblick über die Lerninhalte in der Grundschule

Kindgerechtes Lernen in Klasse eins und zwei

Gestartet wird in die neue, unbekannte Sprache mit Hilfe von kindgerechten Alltagsthemen der Schüler*innen, wie z. B.: der Körper, das Klassenzimmer, Tiere, Familie, Blumen oder Früchte. Erste Gedichte, kleine Dialoge und die Zahlen bis 100 stehen ebenso auf dem Waldorflehrplan. Am Ende der beiden ersten Schuljahre kann sich ein Kind dann bereits auf Französisch vorstellen.

Tätigkeiten aus dem Schüleralltag in der dritten Klasse

Nun fokussiert sich der Lernstoff auf aktuelle Themen aus der kindlichen Welt und setzt so den Stoff aus den ersten beiden Jahren fort. So beleuchten wir unter anderem die unterschiedlichen Berufe, das Einkaufen auf dem Markt oder unser Haus mit den unterschiedlichen Zimmern. Ebenso Teil des Unterrichts wird das Alphabet und erstes Rechnen in Französisch sein. Durch Frage- und Antwortspiele oder Kartenspiel beginnt dann spielerisch die erste Vokabelarbeit. Erst jetzt führen wir die Kinder in ein erstes Schreiben von A bis Z und in kleine Gedichte ein. Dabei helfen beispielsweise refrainartige Wiederholungen. Grundsätzlich geht es immer noch weniger um das bloße Vokabelwissen als vielmehr um Lese- und Schreibübungen, die Spaß machen sollen.

Die Erwartungshaltung der Schule an die Eltern liegt in der dritten Klasse vielmehr in einem interessierten Begleiten der Kinder als in einem Abfragen. Lassen Sie sich einfach die Texte aus dem Heft von Ihren Kleinen vorlesen.

Erste Grammatik und das Schreiben auf Französisch in Klasse vier

In Klassenstufe vier vertieft sich langsam das Lernen der Fremdsprache. Dabei geht es um erste Grammatik, wie beispielsweise die unregelmäßigen Verben avoir & être. Gemeinsam mit den Schülern*innen arbeiten wir Texte und Gedichte aus den ersten drei Jahrgangsstufen auf, formulieren eigenständiger Frage- und Antwortsätze und üben erste kleine Diktate.

In der vierten Klasse wird von den Eltern erwartet, dass sie die Hausaufgaben mittels eines zu führenden Hausaufgabenhefts kontrollieren. Außerdem können Eltern mit den Kindern auch Diktate zu Hause üben. Dafür ist es nicht notwendig, dass Sie selbst Französischkenntnisse haben, denn die Kinder kennen die Texte auswendig, wodurch nur eine Kontrolle des Geübten notwendig ist. Auch das Abfragen von Grammatik kann Ihre Kinder beim Lernen der Fremdsprache unterstützen.

Die pädagogische Arbeit im Fremdsprachenunterricht

Dieses Erlernen ist seinem Wesen nach ein vorurteilsfreies, eigenständiges „Ablesen“, ein „Abnehmen“ und „Erforschen“, wie es bei Babys und Kleinkindern auch in der Muttersprache stattfindet.

Ganz im Gegensatz zum intellektuellen Erlernen einer Fremdsprache bildet dieses angeleitete Übernehmen und Ergreifen der noch fremden, unbekannten Sprache den jungen Menschen auch in seinem moralischen Wesen weiter.

Neben all den zahlreichen Klassenerlebnissen entwickelt sich eine Gruppe junger Menschen aufgrund des gemeinsamen Rezitierens, Singens und Spielens hin zu einer sozialen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft.

Französischunterricht in der Mittelstufe

Ab der fünften Klasse soll nun systematisch an Wortschatz und Grammatik gearbeitet werden. Günstig wirkt es sich aus, wenn die entsprechenden grammatikalischen Strukturen parallel dazu auch in der Muttersprache bewusst gemacht und thematisiert werden. Die wichtigsten Grammatikfelder sollten bis zur achten Klasse behandelt sein, so dass in der neunten Klasse eine sinnvolle, verfestigende Wiederholung stattfinden kann. Anspruchsvollere Bereiche wie etwa der „Subjonctiv“ können in der Oberstufe ergänzend besprochen werden.

Die unterschiedliche Grammatik wird im Unterricht gemeinsam an Beispielen erarbeitet, im Grammatikheft festgehalten und dann mit schriftlichen Übungen vertieft. Ab der siebten Klasse wird zusätzlich ein Grammatikbuch eingesetzt.

In jedem Fall ist es uns an der Waldorfschule wichtig, die Schüler*innen zu befähigen, sich in Alltagssituationen in der Fremdsprache zurecht zu finden – einen realitätsnahen Unterricht zu erhalten!

Herangehensweise an die Lektüre

Hinzu kommt in der Mittelstufe auch der Bereich der Lektüre. Hier ist einerseits schwerpunktmäßig auf eine korrekte Aussprache zu achten, andererseits muss auch ein Transfer des Gelernten auf den geschriebenen Text stattfinden. Dabei werden zum Beispiel Fragen zum Inhalt zunehmend mit eigenständig formulierten Stellungnahmen beantwortet, Textpassagen zusammengefasst oder auch szenisch umgesetzt und kurze Referate zu angemessenen Themen erarbeitet und gehalten. Bei der Auswahl der Lektüretexte sollten auch landeskundliche Aspekte berücksichtigt werden.

Unsere französische Lektüre sollte dabei eine selbst erstellte oder vom Verlag vorgegebene Vokabelliste enthalten. In der Schule wird dann der Text mehrmals gelesen und der Inhalt erarbeitet und abgeklärt. Um die Sprechfähigkeit und Rechtschreibung zu verbessern, werden Fragen zum Text mündlich und schriftlich erarbeitet und sprachliche Strukturen eingeübt. Die Schüler*innen sollen schließlich mit Hilfe der Vokabelliste den im Unterricht erarbeiteten Wortschatz zu Hause korrekt einüben und lernen und sich hierbei selbst überprüfen.                                         

Ab der 8. Klasse kann zu Hause auch ein zweisprachiges Wörterbuch verwendet werden.

Tests & Ziele in der Mittelstufe

Neben der Beurteilung der mündlichen Mitarbeit, wie beispielsweise über gezielte Fragen zu Texten eine eigene mündliche Formulierung zu bekommen, finden schriftliche Kurzabfragen über das Vokabular und die Grammatik statt. Ab der achten Klasse erfolgen dann auch Schulaufgaben in größerem Umfang, die einen Vokabel- und Grammatikteil sowie Fragen zum momentan behandelten Text enthalten.

Die Schüler*innen sollen sich nun mit ihren erlernten Mitteln selbst in der Fremdsprache zurechtfinden, Texte inhaltlich erfassen und selbstständig in der Fremdsprache formulieren können. Die Ziele der Mittelstufe sind die Vermittlung des Basiswissens in Grammatik und Vokabular und eine Steigerung der Sprechfähigkeit, denn eine Fremdsprache will gesprochen und angewendet werden.

Konkret bedeutet das für den Abschluss der fünften Klasse, beim Übergang von der Unter- zur Mittelstufe, dass vermehrt Vokabular hinzukommt und kleine Texte geschrieben und gesprochen werden. Vorbereitete Diktate und Grundverben gehören jetzt zum Wissensschatz. In der sechsten Klasse wird eine Steigerung der Grammatik angestrebt und eine Intensivierung der verschiedenen Übformen. Ab der siebten Klasse arbeiten die Schüler*innen schließlich mit der Lektüre und dem Grammatikbuch.

Einteilung nach Wissensstand

Am Ende der Mittelstufe nach der achten Klasse werden die Schüler*innen für den Unterricht in der Oberstufe in die Gruppen Französisch I und Französisch II aufgeteilt. Dies erfolgt abhängig sowohl vom Kenntnisstand im Französischen als auch von der Gesamtleistung in den anderen Fächern im Hinblick auf den angestrebten Schulabschluss – je nachdem, ob die Schüler*innen die Mittlere Reife oder das Abitur machen wollen. Hier betrachten Klassenlehrer*innen und Französischlehrkraft gemeinsam die Schüler*innen. Ausführliche Informations- und Beratungsgespräche erfolgen auf Elternabenden und bei individuellen Gesprächsterminen.

Vertiefender Französisch-Unterricht in der Oberstufe

Nach einem regelrechten „Bad in der Fremdsprache“ im Sinne eines angeleiteten Ergreifens der neuen Wörter und Sätze in der Unterstufe sowie der Einübung und Verfestigung sprachlicher Grundstrukturen in der Mittelstufe, sollen in der Oberstufe diese sprachlichen Grundlagen erweitert und immer selbstständiger gehandhabt werden. Dies geschieht insbesondere mit Blick auf den jeweiligen Schulabschluss. Durch unsere soziale Ausrichtung wird Französisch im Abitur nur zu einem mündlichen Prüfungsfach, weshalb das Sprechen auch im Unterricht im Mittelpunkt steht.

Die Schüler*innen sollen mit Selbstvertrauen die eingeübten Strukturen in neuen Präsentationsformen anwenden, etwa in Referaten, lyrischen Rezitationen oder Theaterstücken. Eigene Stellungnahmen und Kommentare sollen wissenschaftlich und unter Bereitstellung der entsprechenden Behelfsliteratur abgefasst und mündlich wie schriftlich adäquat umgesetzt werden.

Zusätzlich soll den Jugendlichen die Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, sich – beispielsweise während eines Auslandaufenthalts in Frankreich – sprachlich immer besser zurechtzufinden und das Land und seine Kultur näher kennenzulernen.

Die Beschäftigung mit der französischen Sprache geht über den reinen Gebrauch als Kommunikationsmittel hinaus. Sie soll im Laufe des Spracherwerbs den Schüler*innen schrittweise auch die Kultur und Geschichte Frankreichs und der Frankophonie, den Alltag und gesellschaftliche Phänomene, die unterschiedlichsten Regionen Frankreichs und ihre Besonderheiten sowie vieles mehr erschließen. Dies geschieht über verschiedene sprachliche Ausdrucks- und Kommunikationsformen, zu denen neben literarischen Texten und Sachtexten etwa auch Chansons, Film oder bildliche Darstellungen, wie Fotos oder Karikaturen, gehören.

Auf diese Weise können auch Brücken zu anderen Fächern geschlagen und Wissen sowie schon erworbene Kenntnisse fächerübergreifend genutzt werden. Mit Blick auf Deutsch und Englisch können der Wortschatz und grammatikalische Phänomene verglichen und Verwandtschaft oder Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen betrachtet werden. Dies kann das Lernen deutlich erleichtern. Bekanntes – beispielsweise aus der Geografie, aus Geschichte, Sozialkunde oder Musik – können nutzbar gemacht werden, um sich neue Inhalte aus dem Französischunterricht vergleichend und ergänzend zu erschließen.

Unser Lektüren-Schatz der Oberstufe

Beginnend in der neunten und zehnten Klasse bestehen die „Schullektüren“ aus didaktisierten Texten, die extra für die Arbeit im Unterricht bearbeitet oder sogar dafür geschrieben wurden, wie z. B. Un sac de billes, Urgence oder andere.

Ab der zehnten Klasse lesen und bearbeiten die Schüler*innen verstärkt kürzere Originaltexte, z. B. von Maupassant oder Daudet.

Ab der elften Klasse beschäftigt sich der Französischunterricht Dramen, z. B. von Molière oder Yasmina Réza oder auch in Auszügen mit ersten Sachtexten, längeren Originaltexten, wie beispielsweise L‘homme qui plantait les arbres.

In der zwölften und dreizehnten Klasse geht es an die Abiturvorbereitung mit literarischen und Sachtexten zu verschiedenen Themenfeldern wie z. B. la société multiculturelle, les médias, les relations franco-allemandes oder les jeunes.

Fremdsprachen nutzen – unsere Ziele bei der Französisch-Ausbildung

An der Waldorfschule wollen wir nicht nur die bloße Fremdsprache vermitteln, sondern den Schülern*innen noch viel mehr mit an die Hand geben, was sie in ihrem Leben gebrauchen können. Dazu gehört unter anderem die Vermittlung von landeskundlichem Wissen, beispielsweise in der frühen Oberstufe indirekt über die Bearbeitung sprachlich anspruchsvoller Lektüren. In der späteren Oberstufe werden direkt Sachtexte eingesetzt. Auch die sprachlichen Kompetenzen sollen nun vertieft werden. Dazu gehört eine Förderung der aktiven und passiven Sprachbeherrschung durch die Mitarbeit am Unterricht, bei der Bearbeitung von Lektüren und sprachlichen Übungen zur Lektüre, sowie individuellen sprachlichen Aufgaben in Form von Referaten, Eigenarbeit an Grammatik und Wortschatz in entsprechenden Hausaufgaben.

Bereits in der Mittelstufe angelegte und eingeübte Arbeitsweisen werden weiter vertieft. Dazu gehört der Umgang mit Texten, einem ein- oder zweisprachigen Lexikon und eine gezielte Informationssuche in Texten, um Fragen beantworten zu können. In der elften Klasse beginnen wir schließlich mit eigenen kleinen Aufsätzen zu einem vorgegebenen Sachthema, dem sogenannten „commentaire“. In der zwölften Klasse gehen die Schüler*innen dann vom gebundenen zum freien, fiktiven Schreiben über. So gehen wir etwa von einer reinen Bildbeschreibung zu selbst erfundenen Erzählungen über, wie etwa zu einer Geschichte basierend auf einer Situation, die in einem Bild dargestellt ist.

Bis zur Mittleren Reife oder zum Abitur sollen die Schüler*innen sich dann verbal und schriftlich sicher in der Französischen Sprache bewegen und diese im Alltag anwenden können.